Jasna Góra

Jasna Góra

Samstag, 10. Juni 2017

Wellnesschristentum

Vieles ist schon geschrieben worden über das Projekt "Valerie und der Priester". Über Sinn oder Unsinn dieses Projekts, über gute und problematische Aspekte.

http://mightymightykingbear.blogspot.de/2016/11/valerie-und-die-jungen-erwachsenen.html

http://wellenwindwandern.blogspot.de/2017/01/was-ich-gerne-noch-gesagt-hatte.html

http://papsttreuerblog.de/2016/06/16/die-bibel-auf-der-leseliste/

Ich möchte nur noch einen Aspekt aufgreifen. In den "Briefen zu Halbzeit" schrieb Valerie:

"In einer der ersten Wochen stand ich Mal in der Kirche und fühlte mich plötzlich wieder als sei ich 14 Jahre alt. Ich wollte meine Haare pink färben, ganz laut „Rebell“ von den Ärzten hören und schreien. Diese Ruhe, diese Gleichheit, diese Wiederholung — alles nervte mich. Ich wollte raus. Und ich war wütend — auf alle, die dort standen, weil ich mir dachte: Was macht Ihr denn hier? Wieso macht Ihr jetzt gerade nicht irgendetwas, das Menschen tatsächlich hilft, statt hier zu stehen, zu singen und zu beten? Ihr redet die ganze Zeit von Gott und der Liebe, aber Ihr meint doch auch nur Menschen, die so sind wie Ihr.

[...]

 Heute werde ich nicht mehr wütend, wenn ich in der Kirche stehe. Weil ich gelernt habe, dass es in der Kirche um viel mehr geht. Es geht um die Erkenntnis, dass Ihr geliebt seid, von Gott. Was Ihr da macht? Ihr sucht nach Gnade, Kraft. Und Kraft braucht man, um wirken zu können, auch außerhalb der Kirche. Es bedeutet Euch viel, wie viel, werde ich vermutlich nie ganz nachvollziehen können. Aber wer bin ich, Euch das abzusprechen. Gott ist keine Frage für Euch, sondern ein Fakt — und natürlich sucht Ihr den Ort, an dem Ihr dessen Liebe erfahren könnt, und sucht die Kraft der Gemeinschaft, die Euch stärkt."

Besonders diese letzten Zeilen sind mir im Gedächtnis geblieben. Denn irgendwie erinnert mich das Ganze an einen Satz bzw. eine Frage, die meine Mutter mir öfter stellt: "Ja, gibt dir das denn was, wenn du sonntags in die Kirche gehst. Kannst du dir da was mitnehmen?"

Sowohl Valeries Analysen als auch diese Frage meiner Mutter offenbaren eine Einstellung, die heute möglicherweise sehr verbreitet ist, die aus meiner Sicht aber mit dem katholischen Glauben nicht kompatibel ist. Es ist eine Einstellung, die davon ausgeht, dass man nur noch Dinge tut, "die einem gut tun", bei denen man "sich etwas mitnehmen" kann. Dinge, die uns jetzt, gleich, sofort und hier im irdischen Leben etwas nützen.

Nun ist Valeries Analyse sicher nicht ganz falsch. Wir Christen dürfen und sollen in der Heiligen Messe auch Kraft und Stärkung finden. Und die Heilige Messe hat eine Gnadenwirkung. Allerdings entsteht bei Valerie ein bisschen der Eindruck, als sei diese Stärkung der erste und einzige Zweck der Messe oder gar des Glaubens. Und genau das stimmt einfach nicht.

Mal ganz abgesehen davon, dass der Besuch einer Heiligen Messe mich nicht immer stärkt, denn mancherorts darf man ja die interessantesten Liturgiemissbräuche erleben. Ein bekannter meines Mannes hat es mal schön ausgedrückt: Früher haben wir das Heilige Messopfer gefeiert. Heute ist es ein Opfer, in die Heilige Messe zu gehen. Also abgesehen davon, dass eine Messe mich nicht immer stärkt, stelle ich mir auch gar nicht die Frage, ob der Messbesuch mir "etwas bringt". Ich möchte gerne eine lebendige Gottesbeziehung haben und zu dieser lebendigen Gottesbeziehung gehört eben an erster Stelle der Besuch der Heiligen Messe am Sonntag.

Romano Guardini hat in seinem Werk "Vom Geist der Liturgie" dargelegt, dass die Liturgie keinen Zweck erfüllt. Aber alles was in der Liturgie vollzogen wird, hat einen tieferen Sinn. Es ist die Offenbarung Gottes. Es ist gebetete Wahrheit.

Wenn man also versucht, der Liturgie einen Zweck zu geben - und das ist es ja letztlich, was die Leute machen, wenn sie erwarten, dass die Messe ihnen "gut tut" - dann macht man die Liturgie im Grunde genommen kaputt, denn die Liturgie hat eben keinen Zweck sondern einen Sinn.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen